Stefan Valentinotti

geboren 11.12.1892 in Bozen-Gries (Südtirol)
gestorben 24., 26. oder 27.10.1944 in Berlin-Brandenburg

Stefan Valentinotti optierte als Südtiroler mit seiner Familie für das Deutsche Reich. Seine Erfahrungen mit dem NS-Regime in Tirol ließen ihn zu einem erbitterten Gegner werden. Gegenüber Arbeitskollegen in den Raspe-Werken in Kramsach bezeichnete er die Südtiroler Umsiedlung als «größten Schwindel und Gemeinheit», am liebsten würde er wieder «auf Knien in seine alte Heimat zurückrutschen». Dem Deutschen Reich prophezeite Valentinotti die totale Niederlage. In Schriften, die er vervielfältigte, sprach er sich für eine Ausrottung der nationalsozialistischen «Propagandamacher» aus, dann «wäre eines der größten Übel der Menschheit beseitigt.» Valentinotti beschrieb Adolf Hitler als «einen unfähigen Maler und einen noch unfähigeren Maurermeister», der nur eine Farbe kenne und die bestehe aus Menschenblut. In Deutschland sah er den Urheber des Weltkrieges. Zudem verfasste Valentinotti eine Erklärung über die Errichtung eines Freistaates Südtirol. Der NSDAP in Innsbruck sandte er im April 1944 Schriften zu, in denen er den Nationalsozialismus als «ganz gemeines Verbrechertum» bezeichnete, «an dessen Spitze der verkommene Raubmörder Hitler mit seinen Spießgesellen» stehe: «In einem wohlgeordneten Staate wäre dieser Verbrecher schon längst gehängt worden.» Valentinottis Verhaftung erfolgte nach einer Denunziation an seiner Arbeitsstelle in den Kramsacher Raspe-Werken am 16. Mai 1944. Der Volksgerichtshof in Potsdam verurteilte ihn am 20. September 1944 wegen Wehrkraftzersetzung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode. Stefan Valentinotti wurde am 26. Oktober 1944 in Berlin-Brandenburg enthauptet.

Stefan Valentinotti

Tiroler Landesarchiv, Opferfürsorgeakt Stefanie Valentinotti.
Tiroler Landesarchiv, Landesgericht Innsbruck, 10 Vr 938/45.
Hormayr, «Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten», S. 187-190.
Widerstand und Verfolgung in Tirol 1, S. 313-315 und 386.

https://www.eduard-wallnoefer-platz.at/biografie/Stefan+Valentinotti/115
Abgerufen am: 22.11.2024