Narciso Riet
geboren 30.9.1908 in Mülheim an der Ruhr
gestorben Anfang 1945 in Berlin
geboren 30.9.1908 in Mülheim an der Ruhr
gestorben Anfang 1945 in Berlin
Narciso Riet, der als Sohn italienischer Eltern in Deutschland geboren und Franzl genannt wurde, war jahrelang der Verbindungsmann zwischen dem «Bibelhaus» in Bern, der Zentrale der deutschsprachigen Zeugen Jehovas, und den illegalen Gruppen der Bibelforscher in einem Großteil des «Großdeutschen Reiches». Er war ständig unterwegs, um die isolierten Gruppen in den einzelnen Orten zu bestärken und mit dem «Wachtturm» zu versorgen. In dieser Mission kam er Ende Dezember 1942 auch nach Innsbruck, wo es ihm gelang, Matthäus Burgstaller zur Mitarbeit an der Herstellung des «Wachtturms» zu bewegen. Riet war offenbar selbst stark an der Erstellung verschiedener Schriften als Autor und als Organisator der Vervielfältigung beteiligt. Von März 1943 an lebte er illegal in Innsbruck und organisierte von hier aus seine verschiedenen Tätigkeiten für die Zeugen Jehovas. In Innsbruck verfasste er auch mehrere Flugblätter, deren Inhalt in der Anklageschrift des Oberreichsanwaltes auszugsweise wiedergegeben wird. Es handelt sich um Stellen, in denen der Nationalsozialismus als «das Werk Satans» interpretiert wird. Im August 1943 flüchtete Riet nach Italien, wurde aber einige Zeit nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Cernobbio von der Gestapo aufgespürt und vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Am 28. November 1944 verurteilte ihn dessen 3. Senat wegen Wehrkraftzersetzung zum Tod. Der genaue Zeitpunkt und die Umstände seines Todes sind nicht einwandfrei geklärt. Vor dem Prozess war Riet im KZ Dachau in Ketten gelegt inhaftiert; er wurde dann zu weiteren Ermittlungen nach Berlin gebracht. Vermutlich starb er Anfang 1945 in der Haft.
Online-Datenbank. De Gruyter. Anklage 6J 87/44 Urteil 3L 486/44 -- 6J 87/44.
Garbe, Zwischen Widerstand, S. 339f.
Archiv KZ-Gedenkstätte Dachau.
https://www.eduard-wallnoefer-platz.at/biografie/Narciso+Riet/86
Abgerufen am: 22.11.2024